Workshops

Als Teil der Kampagne wollen wir auch ein Bildungsangebot für die Ortsgruppen zur Verfügung stellen. Deshalb bieten Mitglieder aus dem Kampagnenteam Workshops zu verschiedenen Themen rund um soziale Gerechtigkeit ein. Die Workshops sollen im Vorfeld des Bundeskongresses stattfinden, der vom 30.09. bis 02.10. unter dem Motto „Her mit der Knete – Gesellschaft formen“ in Göttingen ist (zur Anmeldung). Sie sollen die Diskussionen rund um den Bundeskongress und unsere inhaltliche Positionierung in die Ortsgruppen tragen. Wir bieten Workshops zur Geschichte der Linken, zu sozialpolitischen Herausforderungen der Digitalisierung, zu Bildungsgerechtigkeit, zur Entwicklung des Sozialstaats und zu Ausbildungspolitik an.

Um herauszufinden, welche Workshops bei dir vor Ort angeboten werden, wende dich am besten an deine Ortsgruppe. Wenn ihr als Basisgruppe Interesse an einem Workshop habt, wendet euch einfach an die*der Referent*in, oder, falls ihr euch mehrere Workshops vorstellen könnt, schreibt eine Mail an sozialkampagne(at)gruene-jugend.de.

Zwischen Macht und Ohnmacht – die Geschichte der Arbeitskämpfe

Die Industrialisierung in Europa und den USA ging mit einer massiven Verelendung der arbeitenden Bevölkerung einher. Daraufhin formierten sich die Arbeiterbewegung und linke Parteien, die zum Ziel hatte, das Elend via Reformpolitik oder Herbeiführen einer Revolution zu beenden. Allerdings war es Otto von Bismarck, der Ende des 19. Jahrhunderts den Sozialstaat einführte, um soziale Verelendung und revolutionäre Bestrebungen klein zu halten.
Durch Streiks, Verhandlungen und Wahlrechtsbewegungen wurden sozialpolitische Errungenschaften wie die 40 Stunden Normalarbeitszeit, der Achtstundentag, Kündigungsschutz und Arbeitsschutz nach und nach erkämpft. In den letzten Jahrzehnten fand ein Rückbau westeuropäischer Wohlfahrtsstaaten statt, den Gewerkschaften und linke Parteien weitgehend mittrugen. Doch wer vertritt eigentlich heute die Arbeiter_innen und prekär Beschäftigten? Ist die Linke machtloser als früher? Und wie zeigt sich Ausbeutung im 21. Jahrhundert?

Neben all diesen Fragen soll in dem Workshop der Geschichte der Arbeitskämpfe und der Sozialstaatlichkeit auf den Grund gegangen werden. Außerdem sollen vor dem Hintergrund aktueller politischer Entwicklungen gegenwärtige soziale und gesellschaftliche Probleme herausgearbeitet und über die aktuellen Möglichkeiten progressiver Sozialpolitik diskutiert werden.

Referentin: Jamila ist Bundessprecherin der GRÜNEN JUGEND und studiert in Frankfurt Soziologie und Philosophie. Innerhalb ihres Studiums und ihrer politischen Arbeit beschäftigt sie sich gerne mit Geschlechtergerechtigkeit, Asyl- und Sozialpolitik.

Kontakt: jamila.schaefer(at)gruene-jugend.de

Ich bleibe heute zu Hause, der Roboter macht das ohne mich.
Sozialpolitische Herausforderungen der Digitalisierung.

Ständig wird über Digitalisierung gesprochen, über Automatisierung, Industrie 4.0 oder gar ein neues industrielles Zeitalter verkündet. Vieles verändert sich bereits tatsächlich: Während auf der einen Seite Roboter Jobs in Fabriken übernehmen oder Taxi fahren und künstliche Intelligenz so manchen Bürojob überflüssig macht, entstehen schlecht bezahlte Jobs ohne die Möglichkeit sich zu organisieren: Clickworker bekommen Cent-Beträge und die eigene Wohnung wird online vermietet. Was passiert da gerade und wohin geht die Reise?
Ich möchte im Workshop darauf eingehen, wie sich die Wirtschaft und die Arbeitswelt durch die Digitalisierung verändert hat und wohin das noch führt. Dabei gehe ich vor allem auf neu entstandene prekäre Arbeitsverhältnisse ein.
In einem zweiten Teil soll die Frage diskutiert werden: Nehmen uns „die Roboter“ die Arbeit weg oder verhelfen sie uns zu mehr Freizeit und einem schönen Leben?

Im letzten Teil schließlich wollen wir uns gemeinsam der Frage stellen, wie die Digitalisierung gerecht gestaltet werden kann, wie alle beteiligt werden können und welche Veränderungen in der Sozialpolitik nötig sind.

Referent: Moritz ist Bundessprecher der GRÜNEN JUGEND. Neben Sozial- und Wirtschaftspolitik beschäftigt er sich mit Europa und mit Außenpolitik. Er lebt in Berlin und macht gerade seinen Master in Verwaltungswissenschaft fertig – die Masterarbeit dreht sich auch um Digitalisierung.

Kontakt: moritz.heuberger(at)gruene-jugend.de

Bildungsgerechtigkeit – Teilhabe statt „Chancengleichheit“

Bildungsgerechtigkeit ist ein Begriff der in der derzeitigen Gerechtigkeitsdebatte und von verschiedensten Akteur*innen propagiert und für sich beansprucht wird. Doch was steht eigentlich genau hinter diesem Begriff? Häufig geht es, wenn von Bildungsgerechtigkeit gesprochen wird, nicht wirklich um Gerechtigkeit oder Teilhabe, sondern stattdessen darum, ein Bildungssystem zu schaffen, dass möglichst viele Menschen möglichst effizient für den Arbeitsmarkt fit macht. Darüber hinaus werden gesellschaftliche Ungleichheiten und Ausgrenzungen gerne über die Annahme eines angeblich gerechten Bildungssystems gerechtfertigt, dass allen Menschen die Chance biete, diese Ungerechtigkeiten zu überwinden. In einem ersten Teil des Workshops werden wir uns deshalb kritisch mit dem neoliberalen Konzept der Chancengleichheit auseinandersetzen. In Abgrenzung entwickeln wir eine Vorstellung davon, wie ein wirklich gerechtes Bildungssystem aussehen soll, das nicht nur angebliche Möglichkeiten, sondern tatsächliche Teilhabe bietet – ein Bildungssystem, das bestehende Ungerechtigkeiten abbaut, statt sie zu manifestieren.

In einem zweiten Teil werden wir darüber diskutieren, wie sich diese Vision umsetzen lässt. Gemeinsam werden wir Maßnahmen erarbeiten, die bestehende Bildungsinstitutionen inklusiv gestalten. Dabei soll es nicht nur um den Schulbereich, sondern auch um andere Teile des Bildungssystems gehen, insbesondere um frühkindliche Bildung und die Hochschulen. Denn Bildungsgerechtigkeit lässt sich nicht in einem einzelnen Sektor erreichen, sondern nur, wenn wir alle Bereiche des Bildungssystem zusammendenken und verbessern.

Referentin: Ricarda ist Mitglied im Bundesvorstand der GRÜNEN JUGEND und studiert und lebt zur Zeit in Berlin. Im Bundesvorstand beschäftigt sie sich besonders mit den Themen Bildung, Soziales und Antifaschismus. Davor war sie mehrere Jahre lang in der Hochschulpolitik aktiv, unter anderem als Sprecherin von Campusgrün, und hat dabei das Bildungssystem aus verschiedensten Perspektiven kennengelernt. Besonders interessiert hat sie dabei immer, wie wir Barrieren im Bildungssystem abbauen und die Vision eines gerechten Bildungssystems wahr werden lassen können.

Kontakt: ricarda.lang(at)gruene-jugend.de

Sozialstaat von Bismarck bis Hartz

In diesem Workshop wollen wir uns zunächst mit einem kurzen geschichtlichen Abriss der Sozialversicherung – von der Einführung Ende des 19. Jahrhunderts über Nationalsozialismus, Rentenreform 1957 bis zur Agenda 2010 – beschäftigen. Die meisten Reformen wurden dabei nicht von der politischen Linken durchgesetzt und wir wollen analysieren, wie auch im Wohlfahrtsstaat der Druck auf Arbeiter*innen aufrecht erhalten wird, ihre Arbeitskraft zu verkaufen.

Anschließend werden wir uns der so entstandenen heutigen Situation widmen. Nach einem Überblick wollen wir uns in einer Diskussion mit der Frage beschäftigen, was alles am Status Quo aus Hartz-IV-Sanktionen, Niedriglohnsektor und Altersarmut zu kritisieren ist, wie derzeit im Raum stehende Reformprojekte zu bewerten sind und wie wir uns als Linke überhaupt zum (Sozial-)Staat verhalten sollten. Welche Forderungen sollte die Grüne Jugend dabei erheben?

Referent: Florian ist angehender Mathematiker an der Leibniz Universität Hannover, an die es ihn nach seinem Studium in München zur Promotion verschlagen hat. In der Grünen Jugend hat er sich unter anderem 2010-2013 im Landesvorstand der Grünen Jugend Bayern engagiert und beschäftigt sich hauptsächlich mit Fragen der Ökonomie und Gesellschaft.

Kontakt: florian.wilsch(at)gmail.com

Ausbildung – echt gerecht?!

Ein großer Teil der jungen Generation macht irgendwann eine duale Ausbildung. Dabei bleiben immer mehr junge Menschen ohne einen Ausbildungsplatz in ihrem Wunschberuf oder gar komplett ohne Lehrstelle. Währenddessen bleiben gerade in Ausbildungsberufen, die eine tragende Rolle in der Gesellschaft übernehmen, sich aber durch niedrige Bezahlung, viele Überstunden und schlechte Arbeitsbedingungen auszeichnen, viele Stellen unbesetzt. Jahr für Jahr verschwinden etliche Jugendliche ohne Ausbildungsplatz in so genannten Übergangsmaßnahmen, die ihnen den Weg zum Berufsabschluss eher erschweren statt erleichtern. Andere verdienen nicht ansatzweise genug zum Leben oder machen etliche (unbezahlte) Überstunden.

In der GRÜNEN JUGEND bleibt das Thema Ausbildungs(markt)politik oft zurück. In diesem Workshop wollen wir uns nun anschauen, was Azubis das Leben schwer macht, die Probleme der Berufsausbildung untersuchen und erarbeiten, was es braucht, um das Ausbildungssystem sozial gerechter zu gestalten.

Referentin: Chiara wird manchmal auch Lia genannt, ist Mitglied im Bundesvorstand der GRÜNEN JUGEND und studiert ab Herbst in Berlin. Sie beschäftigt sich vorrangig mit Sozial- und Ausbildungspolitik, Antidiskriminierung und Queerfeminismus.

Kontakt: chiara.tummeley(at)gruene-jugend.de